Suchtprobleme am Arbeitsplatz – aus Sicht des Arbeitgebers
Suchtprobleme am Arbeitsplatz – was Arbeitgeber tun können
Suchtverhalten kann in fast jedem Unternehmen vorkommen – egal in welcher Branche, wie groß das Unternehmen ist oder wie alt die Mitarbeitenden sind. Es geht nicht nur um Alkohol oder Drogen: Auch Medikamente, digitale Medien, Nikotin, Koffein oder zu viel Leistungsdruck („Workaholism“) können zu Problemen führen. Für Arbeitgeber ist der Umgang mit diesem Thema eine Herausforderung, aber auch eine wichtige Aufgabe.
Warum Unternehmen handeln sollten
Suchtverhalten beeinflusst nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden. Es hat auch Auswirkungen auf das Arbeitsklima, die Zusammenarbeit im Team, die Leistung und die Sicherheit am Arbeitsplatz.
Wenn Unternehmen die ersten Anzeichen ignorieren, kann das langfristig zu mehr Fehlzeiten, Unfällen, Problemen im Team und höheren Kosten führen. Früh zu reagieren schützt nicht nur die Betroffenen, sondern auch das Unternehmen insgesamt.
Was Arbeitgeber konkret tun können
1. Sensibilisieren – statt stigmatisieren
Ein offenes und unterstützendes Arbeitsumfeld ist die Grundlage für Vorsorge und frühe Hilfe. Arbeitgeber sollten eine Kultur fördern, in der über psychische Belastung, Überforderung oder Suchtprobleme gesprochen werden kann – ohne Angst vor Ausgrenzung oder Strafen. Das gilt vor allem für jüngere Mitarbeitende und Auszubildende, die häufig unter viel Leistung drücken.
2. Aufklärung und Prävention fördern
Unternehmen können durch konkrete Maßnahmen die Suchtprävention unterstützen:
Informationsangebote zu Gesundheit, Stressbewältigung und Risiken
Workshops oder Gesundheitstage zu Themen wie Achtsamkeit, Bewegung oder gesunde Ernährung
Zusammenarbeit mit Krankenkassen oder externen Fachstellen zur betrieblichen Gesundheitsförderung
Je mehr Wissen die Mitarbeitenden haben, desto besser können sie Risiken einschätzen. Auch die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, steigt
3. Strukturiert Unterstützung anbieten
Arbeitgeber sollten klare Anlaufstellen und Hilfsangebote schaffen:
Vertrauliche Beratungen (z. B. durch den Betriebsarzt oder externe Suchtberatungen)
Interne Ansprechpartner für Gesundheit oder psychosoziale Themen
Klare Wege für Führungskräfte, um bei verdächtigen Verhaltensweisen Rat zu holen
Ziel ist es, den Mitarbeitenden frühzeitig zu helfen, ohne sie unter Druck zu setzen.
4. Frühzeitig und respektvoll ansprechen
Wenn Führungskräfte Veränderungen bei Mitarbeitenden bemerken – z. B. häufige Fehlzeiten, Zurückhaltung, schlechtere Leistung oder auffällige Pausen – sollten sie das Gespräch suchen.
Ein respektvoller und lösungsorientierter Umgang ist wichtig:
Keine Schuldzuweisungen
Nur sachliche Beobachtungen nennen
Hilfe anbieten, anstatt nur kontrollieren
Gemeinsam Lösungen finden
Frühe Gespräche können oft verhindern, dass ein Problem größer wird.
5. Führungskräfte gezielt schulen
Vorgesetzte spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung und im Umgang mit Suchterkrankungen.
Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie:
Typische Anzeichen erkennen können
Gute Gesprächstechniken beherrschen
Rechtliche und betriebliche Rahmen kennen
Wissen, an wen sie sich intern oder extern wenden können
Investitionen in Schulungen und Sensibilisierung bringen langfristig Vorteile – für Mitarbeitende und das Unternehmen. Sucht am Arbeitsplatz ist ein ernstes Thema, das mit Fürsorge behandelt werden sollte – nicht aus Kontrolle, sondern aus Verantwortung. Arbeitgeber sind nicht allein verantwortlich, aber sie spielen eine zentrale Rolle: durch ein gutes Betriebsklima, Vorsorge und klare Strukturen im Umgang mit Problemen. Frühzeitig Hilfe zu leisten statt wegzusehen, schützt die Gesundheit einzelner und sichert die Zukunft des Unternehmens.