Wie weit kann ich bei der Gestaltung meiner Bewerbung gehen?

Die Bewerbung – ein Wissenschaft für sich. Wer kennt sie zudem nicht, die Schauergeschichten der Lehrer, in denen Bewerbungsmappen angeblich reihenweise und gnadenlos im Müll landen? Doch ganz so schlimm, wie oft erzählt, ist das Ganze gar nicht. Denn wenn ein Unternehmen auf der Suche nach einem Auszubildenden ist, dann ist es doch das Ziel jemanden zu finden und nicht alle abzuschrecken. Trotzdem sollte eine Bewerbung positiv hervorstechen, denn ein Faktor der wirklich stimmt ist, dass Personaler oftmals nicht viel Zeit haben, um die Flut aller möglichen Bewerbungen von vorne bis hinten durchzulesen. Deswegen gibt es immer häufiger Bewerbungen und Lebensläufe, die nicht in Form einer einfachen Mappe auf dem Schreibtisch im Personalbüro landen.
 

Besonders in der Medienwelt ist es mittlerweile sehr verbreitet, seine Bewerbung ansprechend zu gestalten, sodass das Unternehmen bereits eine Arbeitsprobe in den Händen hält, noch bevor der erste Satz gelesen ist. Warum auch nicht, schließlich geht es in dem betreffenden Job mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht darum, Inhalte trocken und langweilig zu gestalten – im Gegenteil!
 

Quer durch das Internet verteilt stößt man bei entsprechender Suche auf alle möglichen Arten der Bewerbung und damit verbunden der Darstellung der eigenen Fähigkeiten.
 

So bewarb sich die Britin Leah Bowman im Jahre 2014 zum Beispiel mit ihrer eigenen Legofigur samt originalgetreuer Verpackung bei dem dänischen Spielzeughersteller und bewies somit gleichermaßen Kreativität sowie Interesse und Kenntnisse über das Produkt.
 

Sogar Videos sind mittlerweile zu Bewerbungszwecken weit verbreitet. Wer erinnert sich nicht an das famose Video von Barney Stinson aus How I Met Your Mother? Doch ganz im Ernst gibt es mittlerweile einige Videos, mit denen sich die betreffenden Bewerber einerseits kreativ und andererseits sehr viel sympathischer darstellen können, als das bei einem sachlichen abgerissenen Lebenslauf auf Papier möglich ist.
 

Selbst noch verrücktere Wege kann man gehen: der aus Philadelphia stammende Alec Brownstein, mittlerweile einer der erfolgreichsten Menschen im Kreativmarketing Bereich, hatte im Jahr 2010 den unbedingten Wunsch, in einem der fünf größten Werbeunternehmen New Yorks zu landen. Um auf sich aufmerksam zu machen, machte er sich Google zunutze, indem er personalisierte Anzeigen schaltete. Immer dann, wenn die Geschäftsführer der jeweiligen Unternehmen ihren Namen in die Suchmaschine eingaben, erhielten sie als Top Ergebnis eine Nachricht von Alec, die im Wesentlichen wie folgt lautete: „Sich selbst zu googlen macht echt Spaß. Mich einzustellen ebenfalls!“ Bei vier der fünf gewünschten Unternehmen erhielt er Bewerbungsgespräche bei genau den Leuten, die die Google Anzeigen ansprechen sollten – von immerhin zwei der hochkarätigen Firmen bekam er ein Jobangebot!
 

Diese teils verrückten Formen der Selbstvermarktung werden oftmals als Guerilla Bewerbungen bezeichnet, was im Groben bedeutet, dass man mit wenigen, aber dafür unerwarteten Mitteln einen möglichst großen Effekt erzielt.
 

 


Jedoch ist es hier wie in vielen Bereichen des Lebens: es gilt, eine Balance zu finden. Natürlich wissen wir alle, dass man ein Buch nicht nach seinem Umschlag bewerten sollte – und dennoch gibt es keine zweite Chance für den vielzitierten ersten Eindruck.
 

Strotzt deine Bewerbung also vor Grammatikfehlern, wird darüber auch keine schicke Verpackung hinwegtäuschen können. Hast du als Bester deines Jahrgangs dein Abi bestanden, deine Bewerbung jedoch aus Versehen mit Chips- und Kaffeeflecken verziert, wird sie genau so wenig ernst genommen werden. Muss man erst einen Zauberwürfel lösen, bevor man deinen Lebenslauf lesen kann, werden viele vermutlich entnervt aufgeben.
 

Kurz gesagt sollten Inhalt und Aussehen also Hand in Hand gehen. Im Optimalfall wird deine Bewerbung auf den ersten Blick Interesse wecken, und auf den zweiten Blick relevante Informationen liefern!
 

Hilfreich dabei ist es, sich im Vorfeld über das Unternehmen zu informieren, bei dem man sich bewirbt. Wie sieht das Corporate Design aus? Wie präsentiert sich das Unternehmen nach außen hin? Ein traditionsreiches Pressehaus in München wird sich vermutlich seriöser darstellen, als ein junges Start Up Unternehmen aus Kreuzberg.
 

Um mit deiner Bewerbung letztlich auch die Fähigkeiten zu untermauern, die für den Job benötigt werden, solltest du dich folgendes fragen:
 

  • Was kannst du?
  • Worauf kommt es in dem Unternehmen an, bei dem du dich bewirbst?
  • Wofür willst du wahrgenommen werden?
  • Was kannst du liefern?
     

Wenn du all das beachtest und dich auf deine Stärken berufst, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Und jetzt lass deiner kreativen Energie freien Lauf und entwirf eine Bewerbung, die genauso einzigartig ist, wie du selbst. Viel Spaß!


 

Mehr über den Autor: Robert Robert beschäftigt sich in seiner Freizeit am liebsten mit Musik, besucht Konzerte, schreibt Platten-Reviews und spielt auch selbst Gitarre. In seiner Ausbildung zum Medienkaufmann lässt er es dann etwas ruhiger angehen.